Twelve Monkeys

Wir sind, zum Glück, noch nicht verrückt geworden. IMG_5432Aber die Affen fangen langsam an durchzudrehen. Paju versucht mich dazu zu bringen, ihm die Nippel zu lecken. Bei Wollaffen ist das anscheinend eine Art der social grooming. Zudem versucht er Mona und mich voneinander getrennt zu halten. Masha, einer der anderen starken Männer, will mit mir Spielen. Und Moi das adulte Klammeraffen Männchen hängt seit Tagen nur noch mit den Wollaffen rum, anstatt mit seinen Artgenossen auf Tour zu gehen. Gima, eines der Klammeraffenweibchen ist sowieso schon seit Wochen nur am Haus, oder in unserer Nähe. Sie folgt uns zum Teil auch, wenn wir die Wollaffen in den Wald oder auf die Plantage verfolgen. Der normalste Affe hier ausgenommen von uns, ist wohl Gimas Junges Gawari. Sie hat Angst vor uns und die Wollaffen sind ihr auch nicht so ganz geheuer. Ansonsten gilt hier zurzeit wohl no specism, wie Mona es ziemlich gut auf den Punkt gebracht hat.IMG_5325

Da sich die Affen nun immer weiter in den Wald begeben haben Mona und ich beschlossen uns dieses Mal in Tena Mini-Macheten zu besorgen. Zum Einen sieht es ja schon ziemlich übel und gefährlich aus, wenn man eine am Gürtel hängen hat, zum Anderen können wir dann endlich mal ein wenig Ordnung in diesem Dschungel schaffen. Es gibt hier einfach zu viel Dornengestrüpp, Rankepflanzen und auch Tierbauten oder andere Löcher. Letzten Sonntag bin ich mit dem linken Bein bis zur Hüfte im Erdreich verschwunden und zwar sehr plötzlich. Bisher kam uns aber, Gott sei Dank, noch nichts entgegen.

Die meisten Quichua haben hier nicht nur Gott, sondern auch Schamanen. Der Glaube daran geht sogar so weit, dass die zum Amazoonico gehörende Insel mit einem Schamanenfluch belegt wurde. Bei der Insel handelt es sich um so etwas wie Alcatraz für Affen. Dort kommen die ganzen aggressiven, oder sonst gestörte Affen hin, die man nicht in der Nähe von IMG_5439Menschen auswildern sollte. Trotz der Gefahr schmerzhafter Bisswunden, eine Volontärin hat ein großes Stück ihrer Nackenhaut auf der Insel gelassen, ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass Affen verschwinden. Deswegen wurde von den Selva Viva Leuten ein Schamane bezahlt, der eben einen Fluch auf die Insel gelegt hat. Nun trauen sich die Einheimischen anscheinend nicht mehr auf diese Insel, denn seit dem ist zumindest kein Tier mehr von dort verschwunden. Zudem hat einer der Waldhüter, Jaime, eine Zeit nicht arbeiten können. Seiner Meinung nach, wurde er ebenfalls mit einem Fluch belegt. Nun wurde wieder lange überlegt, was man machen soll. Schlussendlich wurde ein erneut ein Schamane bezahlt, der Jaime von diesem Fluch befreite und siehe da, er konnte wieder ganz wie zuvor arbeiten. Die Schamanen sind also ihr Geld, 40 Dollar, wert. Der Preis ist wohl so hoch, weil sich die Schamanen für jede Sitzung, Seance, was auch immer, vorher mit Ayuvasca zu knallen. Ayuvasca ist eine psychoaktive Flüssigkeit, die aus einem Kaktus gewonnen wird. Man kann es hier für 10 Dollar ausprobieren. Mal sehen.IMG_5466

In den letzten Tagen sind Mona und ich des Öfteren schon um 5:00 Uhr morgens aufgestanden, damit wir schon vor Sonnenaufgang, also in der Morgendämmerung mit unseren Beobachtungen anfangen konnten. Leider sind die meisten der Wollaffen meist noch früher dran, und die Hälfte von ihnen ist schon mehr oder weniger aktiv, wenn wir gegen 5:40 Uhr am Käfig ankommen. Es könnte auch sehr gut sein, dass wir morgens die Klammeraffen aufwecken, sie schlafen am Haus, und das Moi es dann kaum erwarten kann zu seinen neuen besten Freunden zu gelangen um diese dann wiederum aus dem Schlaf zu reißen.

Hier ist übrigens das erste Foto von meinem Untermieter (eigentlich ist er braun). Der sich nun abr dazu entschieden hat ein eigenes Zimmer zu beziehen. Er ist ein wenig scheu, deswegen hat es auch mit dem Foto bis letzte Woche gedauert. Aber er ist wirklich sehr nützlich. Ich habe in meinem Zimmer noch nicht eine Kakerlake entdecken können. IMG_5338Ganz im Gegensatz zu Mona. Sie hat inzwischen das Zimmer gewechselt und bewohnt nun die Luxussuite mit eigener Hängematte, allerdings auch mit nervigen Nachbarn mit quietschendem Bett, so klingt nämlich das neueste Insekt, welches unter ihrem Fenster wohnt. Außerdem hatte sie am Sonntagabend mal wieder ein Kakerlake in Mausgröße in ihrem Zimmer.

Ein gutes hat die Sache mit Paju übrigens. Als am Montag die Früchte für die Tiere und das Essen für uns kamen, habe ich die Tür zur Bodega (dort wird das Futter für die Affen und einiges mehr gelagert) für einen dummen, kurzen Moment nicht ganz geschlossen. Als ich mich dann umdrehte um noch ein paar Früchte zu verräumen saß Paju plötzlich direkt neben mir und fraß Horitos. Vor ein paar Wochen hätte ich wohl nicht nur einen Riesenschreck, sondern auch Angst bekommen. IMG_5401
So konnte ich ihn aber mit rationalem, kühlen Verstand und einem Ei, noch mal einen herzlichen Dank an unsere drei fleißigen Hennen, aus der Bodega locken.

Gilberto ist übrigens wieder da. Und ich habe erfahren, dass es sich auf der Plantage doch nicht, wie gedacht, um Bio-Horitos handelt. Sie wurden gedüngt.

Heute habe ich im Übrigen wieder mal den Bus knapp verpasst. Somit bin ich, wie schon die letzten drei Male, bis Puerto Barantilla gelaufen um dort auf den Bus zu warten. Somit herrscht sogar bei den Fahrten nach Tena fast Routine.

Zum Schluss noch die Erfüllung von Caros Bitte.


So, das war nun das, was ich eigentlich schon am 19. oder 20., halt bei meinem letzten Tena-Aufenthalt, ins Netz stellen wollte. Allerdings funktionierte da das Internet mal wieder nicht so ganz. Da wär sie mal wieder die Routine. Nun ja, da Mona über Sylvester ausser Lnades muss, um ein neues Dreimonatsvisum zu bekommen, bin ich halt schon nach 4 Tagen wieder in Tena. Denn ich kann wohl eher nicht, wie eigentlich geplant zwischen Weihnachten und Sylvester mherkommen, da ja eine von uns bei den Affen bleiben muss. Und ich somit wohl nicht vor Januar wieder nach Tena kommen kann. Das nur zur Erklärung, jetzt erzähle ich euch mal was in den letzten paar Tagen so spannendes hier passiert ist:

Überschrift: Wir leben hier doch schon gefährlich

Als ich am Samstagabend gegen 18:00 Uhr zurück zum Haus kam, Mona war noch eine Nacht in Tena geblieben, fand ich einen Zettel auf dem Stand:IMG_5493
„Hola chicas, weh ad some probems with Paju, had to close him in. Please feed him. We`ll talk Monday about what to do with him. Hope you had a nice weekend, all the animals are fed for today. Enjoy the door. Keys are with teh eggs.
PS. Be careful with Masha“
Ok, also Paju im Käfig, Masha dreht wieder mal am Rad, aber zumindest haben wir nun eine Verbindungstür von unserem Wohnraum zur Bodega.
Als ich dann am Montag zur wöchentlichen Besprechung gelaufen war, haben sie mir die dazugehörigen Geschichten erzählt. Das mit der Tür wussten wir eh. Paju hatte wohl schon etwas rumgeprollt während Douwe und Michael im Haus hämmerten und sägten, um für uns die Tür in die Wand zu bauen. Ist übrigens sehr gut geworden. Egal, als sie dann jedenfalls mit den Futtereimern hoch zum Käfig liefen, war noch alles gut. IMG_5499Oben angekommen ist Paju auf den Käfig geklettert, auch alles gut. In den 10 Sekunden, in denen Douwe Michael Masha zeigte (sieht komisch aus, ergibt aber Sinn), ist es dann passiert. Paju hat Douwe attackiert. Er hat versucht ihm in den Oberschenkel zu beißen, aber Douwe war schneller. Er hat Paju mit dem Kompost-Eimer weg geschlagen. Paju kam allerdings zurück und hatte es diesmal auf den Unterschenkel abgesehen. Aber er bekam wieder einen Schlag mit dem Eimer ab. Daraufhin ist er dann erneut auf den Käfig geklettert um die nächste Attacke von oben starten zu können. Diesmal bekam er wohl mehr Douwes Faust als den Eimer zu spüren. Das hat dann gewirkt. Paju verpisste sich. Wer bekommt auch schon gerne eine Faust ins Gesicht. Danach haben Douwe und Michael dann beschlossen Paju in den Käfig zu sperren. Also haben sie den noch vollen Futtereimer, den Michael trug, auf die Futtertische innerhalb des Käfigs entleert. Anschließend haben sie die Affen einzeln wieder freigelassen, bis nur noch Paju im Käfig saß.
Mit Masha war es nicht ganz so dramatisch. IMG_3942Douwe wollte oben auf dem Käfig ein Stück Wellblechpappe, welches als Sonnen- und Regenschutz dort angebracht war, abmontieren, oder befestigen, ich weiß es nicht. Als er fast am Ende der Leiter angekommen war, blickte ihm Masha von oben entgegen. Er ließ sich nicht verscheuchen wie sonst von Douwe. Erst als ihm Michael einen Stock nach oben reichte, konnte er Masha ein Stück zurück schicken. Kurz für alle nicht verhaltensbiologisch einigermaßen vorgebildeten unter euch: Wenn ein Tier einem länger in die Agen schaut handelt es sich in den meisten Fällen um einen Ausdruck von Dominanz, eventuell sogar um eine Drohung. Deswegen sollte man Hunden ja zum Beispiel auch nicht in die Augen starren. Nun gut, als Douwe dann auf dem Käfig stand, immerhin in 5,50 m Höhe, drehte sich Masha noch einmal zu ihm um und grinste ihn an, also zeigte seine Zähne. Der Hundevergleich hilft auch hier: eindeutige Drohung. Douwe meinte es läge wohl daran, dass Anny, eines der adulten Wollaffenweibchen, gerade heiß, also läufig sei. An sich kein soo großes Problem, man muss schon aufpassen, kann es aber meist ganz gut händeln. Das Problem in diesem speziellen Falle ist nur, dass Anny 6 Jahre lang bei Menschen gelebt hat, somit einen Kontakt mit Menschen dem mit Affen bevorzugt. IMG_5538-3-Demnach auch den sexuellen Kontakt. Masha ist also eifersüchtig, um es mal sehr vermenschlicht auszudrücken.
Auf mich hat er aber am Sonntag bei der Datenaufnahme, recht normal reagiert.

Montag bin ich ja, wie schon erwähnt, zum wöchentlichen Meeting gelaufen. Diesmal hatte ich sogar Glück und konnte mit dem Kanu und dem Auto ein großes Stück des Rückweges zurücklegen. Nichts mit Routine, zumindest dieses Mal. Mit mir zurück kam außer Douwe, Michael, den beiden Arbeitern Ericson und Felix und Isabelle auch das Wickelbärenmännchen, Pong. Wickelbären sehen, finde ich, ein wenig aus wie Yoda von Starwars. Zumindest der Kopf, und sie sind natürlich nicht grün. Zudem haben sie eine sehr lange, dünne Zunge mit der sie Nektar aus Blüten trinken, und einen langen Greifschwanz. Genau wie die Woll- und Klammeraffen. Außerdem sind sie nachtaktiv.
Nachdem wir dann sämtliche Platanos, Horitos, Choclos, Papayas, komische grün-gelbe Früchte, die ein wenig nach Khaki schmecken und natürlich Pong zum Haus geschleppt hatten, bat mich Douwe Paju in den Frontcage zu sperren. Der Frontcage ist ein kleinerer Käfig gleich am Eingang, der durch eine von außen verschließbare Tür mit dem eigentlichen Käfig verbunden ist.IMG_5528 Dann kam Douwe mit einem Blasrohr, der zweite Schuss saß dann auch. Die ganze Prozedur war allerdings mit einem Riesengeschrei von Paju verbunden, der ein paar Schaulustige heran rief. Als er dann einigermaßen weggetreten war, gingen Edison und Michael zum ihm hinein. Paju schlief nicht ganz. Deswegen entschloss sie Michael dann auch dagegen ihn als erster zu packen. Ich kann das sehr gut verstehen. Tiere auf Ketamin haben keine Angst mehr. Das heißt also, wenn sie nur leicht betäubt sind, sind sie extrem gefährlich. Also hat es dann Edison probiert. Der erste Versuch ging auch prompt daneben. Paju schrie auf und sprang, so gut er eben konnte nach einer kurzen Attacke davon. Sie haben ihn dann aber recht schnell wieder zu packen bekommen. Allerdings wieder nur unter großem Protestgeschrei. Es kamen also noch mehr Wollaffen um ihrem Chef zur Seite zu stehen. Vielleicht sind sie aber doch auch ein wenig barbarisch veranlagt und wollte ihn leiden sehen. Ich glaube aber ersteres. Es sieht auch echt brutal aus, wenn einem Affen die Arme auf den Rücken gedreht werden, aber sie halten dann still. Leid tat er mir trotzdem. Dann haben sie ihm noch einen Stock zwischen die Kiefer geschoben, damit er sie nicht beißen kann und haben ihn dann kastriert. Ganz so schlimm war es dann doch nicht, sie haben ihm nur seine wunderschönen Eckzähne abgerundet. Ab jetzt sind also eventuelle Bisswunden nicht mehr ganz so schmerzhaft.IMG_5387
Jetzt hatten wir also den Wickelbären Pong und den zahnbehandelten Wollaffenmacho Paju im Käfig.
Paju haben wir aber heute am Dienstag, wieder freigelassen. Wir gingen mit unseren Schlagstöcken bewaffnet zum Käfig und öffneten die Tür. Paju kam nach ca. 2 Minuten, völlig ruhig heraus. Mal sehen wie er sich in den nächsten Tagen verhalten wird. Dreht er durch, muss er wohl auch nach Alcatraz. Pong folgt ihm erst in einem Monat in die Freiheit.

Weihnachten, also am heiligen Abend, werden Mona und ich allein in Maquisapa Alpa sein. Das große Festessen mit Olivia, Douwe, Micheael, Joelle und den ganzen Volontären findet erst am 25. statt. Es wird Käsefondue geben. Schön, aber komisch, so ein Essen bei durschnittlichen 26 Grad und am anderen Ende der Welt. Ich freu mich trotzdem.


Also, Frohe Weihnachten euch allen und ein schönes Sylvesterfest.

Und hebt bitte eine Flasche Glühwein für mich auf. Und vielleicht auch ein paar Lebkuchen? Mama, Papa?
hetei (Gast) - 31. Dez, 08:31

moin caro + mona,
ich wuerde an eurer stelle die taitas / schamanen ernster nehmen. haben einen interessanten ansatz der alternativ zur westlichen medizin durchaus berechtigung hat. zudem kennen sie das "feld" um einiges besser als ihr, so dass sie die moeglichkeit haetten u.u. euch einiges zu zeigen.
in quichua heisst ayahuasca yajé. es ist kein kaktus sondern eine mischung (ausgekochter sud) aus den dmt-haltigen blättern der psychotria viridis und der mao-hemmer enthalten liane banisteriopsis caapi. kann auch mit anderen pflanzen gemischt werden.
in der napo gegend wohl stark verbreitet. normalerweise zahlt man in der communidad nichts fuer eine toma. in einigen doerfern sind die tomas wohl exklusiv fuer maenner. wo ich in putumayo im dschungel war, waren sie aber gemischt. kann euch die teilnahme im dschungel auf alle faelle waermstens empfehlen.
wuensche euch noch viel spass, erfolg und einen guten rutsch.
l.g. hetei

caro in ecuador - 6. Jan, 16:23

oh,

na da entschuldige meine unwissenheit. aber es ging mir ja nicht um irgendwelche alternative medizin, sondern um die flueche.
und mit irgendwelchen bewusstseins veraendernden drogen kenne ich mich eh nicht sonderlich aus. deswegen faende ich es ja mal interessant es auszuprobieren. kannste mir was ueber die wirkung erzaehlen?
doris55 - 7. Jan, 12:18

Hi Caro, bitte schreibe weiter

wir sind alle süchtig nach Deinen Berichten. Sie sind so spannend, Du solltest damit dein Geld verdienen. Wir wissen jetzt immer, wie es Mona und Dir geht. Auch die Fotos sind super,
man kann sich alles so gut vorstellen. Nicht nur wir (Monas Eltern) warten immer schon,
auch die ganze Sippe in Hannover. Vielen Dank erst mal Doris

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